Die Laune des Verliebten

laune

Team

Regie, Bühne und Kostüme: Charlotte Zilm
Musik : Procacci
Video: Zilm/Greiner
Mit: Susanne Burkhard, Achim Barrenstein, Matthias Rott, Siegfried Heinrichson, Klaus Ziemann

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Presse

Bekenntnis zur Romantik
…– mit einer heiteren, leichten, radikal modernisierten Version von Goethes 1767 in Leipzig geschriebenem kleinen Schäferspiel „Die Laune des Verliebten“. Sie setzt das poetische Schäfer-Tanzfest mit der Technoparty gleich…Zilm gelingt ein witzig-ironisches Bekenntnis zur Romantik. Goethes Jugendsünde hat sie gründlich zerfleddert, aus Amines (Susanne Burkhard) Freundin Egle wird deren innere Stimme, die von der Videoprojektion herunter, rauchend beim Abwasch, sonnenbadend im Park oder im Schaumbad sitzend, jedem von Aminens „Er liebt mich“ ein „Er liebt dich nicht“ entgegnet. Lamon (Matthias Rott) wird zum Techno-Eintänzer, Eridon (Achim Barrenstein) zur zerquälten Spaßbremse, die letztlich auf die eigene Libido hereinfällt.
Den wohlgesetzten Alexandrinern des jungen Goethe hat Zilm neben den deutlichen Anspielungen auf heutige Liebeswirren einen komischen Subtext entgegengestellt: Herr Waldorf (Klaus Ziemann) und Herr Stadler (Siegfried Heinrichsohn), eine Reminiszenz an die beiden Alten aus der Muppet-Show, sitzen in der ersten Reihe…Ins Absurde geht Zilms Neuinterpretation…denn doch nicht, dank eines souveränen Umgangs mit den Goetheschen Jugendergüssen und einem geradezu beschwingt agierendem Ensemble. Wenn sich am Ende sogar die beiden Alten auf die Schaukel wagen, wäre man gerne dabei.
Frankfurter Allgemeine Zeitung (Eva-Maria Magel) 10.9.02

Das hier ist ein federleichter Spaß. Verliebt, Eifersüchtige, Abgeklärte und Sanguiniker schaukeln auf enormen schaukeln, winden Blumenkränze, verkleiden sich als Schaf, kalbern, tanzen und küssen so gern und lassen sich ein wenig gehen….Die junge Regisseurin Charlotte Zilm hat aus der Vierecks- eine Dreiecksbeziehung gemacht. Das ist ein unverfrorener Engriff,…Statt Egle gibt es zwei Zuschauer…, die als Waldorf und Stadler in der ersten Reihe sitzen, ihren Senf und ihren Freud dazugeben und bei Gelegenheit die Schaukeln ausprobieren. Auch gibt es super Rokoko-Techno-Musik von Procacci. Auch gibt es genug Platz für Goethes Alexandriner (was schier an ein Wunder grenzt). Auch gibt es nach dem mühsamen Happy-End (denn Eridon bleibt ein Grobian) ein zweites Happy-End auf der Leinwand. Alle beteiligten hüpfen durch eine arkadische Gegend und sind freundlich zueinander. Das ist zum Weinen heiter.
Frankfurter Rundschau (Judith von Sternburg) 10.9.02