Freunde zum Essen

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Team

Regie: Charlotte Zilm
Ausstattung:
Thomas Pekny
Video: Thorsten Greiner
Dramaturgie: Peter Helling
Mit: Angelika Hart, Illi Öhlmann, Philipp von Mirbach, Gerold Ströher, Ingrid Richter-Wendel

Bilder

Presse

Harte Maloche auf der Baustelle des Lebens
…Partnerschaften, Liebe, Freundschaft: Der Amerikaner Donald Margulies bringt in seinem mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneten Stück „Freunde zum Essen“ die Harmonie zweier Paare aus dem Gleichgewicht. In einer feinnervigen Inszenierung von Charlotte Zilm lässt sich im Heilbronner Komödienhaus beobachten, was sich in diesem Versuchslabor menschlicher Beziehungen tut, wenn die scheinbar festbetonierten Grundlagen dieses Miteinander urplötzlich wegbrechen. Die Premiere wurde am Samstagabend mit sehr viel Beifall honoriert.
…Im Zentrum von Margulies Labor der Verhaltensforschung steht zweierlei: Die Ursachen einer zerbrochenen Ehe nebst deren Auswirkung auf die Freundschaft der beiden Paare. Dass bei dieser Versuchsanordnung nur ein Ergebnis herauskommen kann, versteht sich von selbst: Die Neuverliebten fühlen sich großartig und sehen neue Chancen im Leben, die Altbewährten sind erschüttert, verstört und stellen plötzlich ihre eigene Beziehung in Frage. Die beiden Paare entfremden sich.
So ganz scheint Charlotte Zilm dieser Klein-Hänschen-Psychologie amerikanischer Prägung nicht zu trauen. Sie entzieht ihre Inszenierung einer möglichen Schwarzweißmalerei, indem bei ihr Merksätze wie: „Wir spielen alle die Rolle, die uns zugedacht ist“ klingen wie hohle Phrasen. Auch die Rolle von Ingrid Richter-Wendel, die Charlotte Zilm ins Stück hineingeschrieben hat, wirkt wie ein stummer griechischer Chor, der das Geschehen mit Mimik und Gestik kommentiert und hinterfragt. Die amerikanischen Rechte-Inhaber untersagten übrigens dem Heilbronner Theater, diese Rolle im Programmheft zu erwähnen, also musste Ingrid Richter-Wendel rausgestrichen werden. Dabei spielt sie mit bestechender Hingabe.
Überhaupt ist das Ensemble unbedingt überzeugend.
…„Freunde zum Essen“ ist ein Dialogstück, zuweilen mit Momenten von Woody-Allen-Humor, das sich reinem Schenkelklatschspaß entzieht. Charlotte Zilm hat zu einer Interpretation gefunden, die die einfachen Antworten des Donald Margulies durchaus hinterfragt.
Heilbronner Stimme (Uwe Grosser) 19.6.06